Vertrauen auf Verdacht – aus dem VOR Magazin

Klaus Eckel über Vertrauen und Skepsis.

Die Dame an der Baumarktkassa traut mir nicht über den Weg. Meine Geldscheine werden ab einem Wert von zwanzig Euro immer unter einer „Blütenchecklampe“ überprüft. Im Gegenzug beiße ich auf jede von ihr herausgegebene Münze. Obwohl bis jetzt alle gegenseitigen Tests negativ ausfielen, bleibt eine gewisse Skepsis übrig. Wir verabschieden uns stets mit diesem typischen „Ich erwisch dich noch“ – Blick. Der Baumarkt betrachtet mich als Geldfälscher, der Flughafen als Terrorist. Der Nacktscanner soll jetzt meine wahre Gesinnung ans Licht bringen. Um die Kosten für diese teuren Geräte hereinzuspielen, hätte ich bereits Vermarktungsideen.
Beispielsweise einen jährlichen Jungfliegerkalender oder im Flughafenrestaurant einen eigenen zu bezahlenden Public Viewing-Bereich. Vor Kurzem las ich, dass es bereits Bomben zum Schlucken gibt. In wenigen Jahren wird mich der Mann beim Security Check auf einen OP-Tisch legen und mir ins Ohr flüstern: „Nur eine kleine Routinegastroskopie, Herr Eckel“. Darauf hin wird ein Flughafeninternist so lange in meinem Magen umher stöbern, bis er davon überzeugt ist, dass der verdächtige Teil in mir kein Sprengstoff sondern ein Spinatstrudel ist. Mittlerweile misstraue auch ich allem. Der Radachse meines Autos, der Hygiene in der Fleischerei, dem Wasser aus der Leitung, dem Wedeln meines Hundes. Ich habe mir schon überlegt, am sichersten wäre nur noch im Bett bleiben. Aber leider traue ich nicht der Decke über mir.

Quelle: www.vormagazin.at

Mehr von Klaus Eckel: www.klauseckel.at

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